Gegen den Wind

Walldorf-Quimber

Hallo,

nachdem wir in den Jahren zuvor immer zu dritt die Touren bestritten hatten, wurde es langsam mal Zeit auch zu zweit eine Tour durchzuziehen. Stefan und ich wollten erst nach Barcelona fahren, waren uns dann aber schnell einig dass das wohl für uns beide etwas zu heiß (im wörtlichen Sinne) würde. Nach kurzer Überlegung stand der Beschluss fest, wir fahren an den Atlantik. Ich hatte vor Jahren in der Nähe von Quimber / Bretagne mit meinen Eltern Urlaub bei Freunden von uns gemacht und ich fand man könnte diesen Freunden mal wieder einen Besuch abstatten. Stefan fand diese Idee auch nicht schlecht und so hatten wir auch das Ziel unserer Reise gefunden. Am Anfang war es uns beiden zwar noch etwas flau im Magen wenn wir daran dachten das wir nun die doppelte Strecke zu fahren hatten oder anders ausgedrückt, bisher war die weiteste Tour die wir machten 674 km lang und jetzt sollte es 1380km weit gehen. Aber mit der Zeit wurde der Ehrgeiz immer größer und wir freuten uns schon auf die Tour.

Los ging es, wie bei allen anderen Fahrradtouren auch, bei Stefan im Hof. Unsere Eltern drückten uns nochmal fest die Daumen und Freunde von uns schüttelten den Kopf und sagten:"einen kleinen Vogel habt ihr schon". Unsere erste Etappe führte uns über 123 km bei strahlend blauen Himmel nach Waldfischbach. Die Strecke dorthin war wunderschön zu fahren und wir kamen an malerischen kleinen Weinorten an der Südlichen Bergstrasse vorbei.


Grenzübergang


schwer beladen

Von Waldfischbach ging es am nächsten Morgen weiter in Richtung Frankreich, genauer nach Heuersweiler. Dort wohnen Bekannte von Stefan, bei denen wir übernachten konnten. Sie fanden es wirklich Klasse das wir zwei eine Fahrradtour zu ihnen unternommen hatten, aber als wir ihnen sagten dass sie nur Durchgangsstation für unsere Tour an den Atlantik waren, bekamen wir auch hier etwas schmunzelnte Gesichter zu Gesicht. "Ihr wollt uns doch auf den Arm nehmen, oder??" Aber dann nahmen sie es uns doch ab.

 

Von Heusweiler ging es anderntags dann aber wirklich über die französische Grenze ab ins Elsass. Was wir uns allerdings so nicht gedacht hatten waren die "kleinen" Berge die wir noch zu überqueren hatten, sie wollten einfach nicht aufhören. Was auf der ganzen Tour wirklich klassen war, kurz bevor wir in Walldorf abfuhren, endete in Frankreich die Tour de France, und so wurden wir von jedem Franzosen angefeuert als wären wir auch Fahrer der Tour gewesen. Und mit einer solchen Anfeuerung im Rücken schafften wir einen Berg nach dem anderen und ich höre die Menschen heute noch zu uns rufen "Allez, Allez".


Mont Saint Michel


Sonnenuntergang in Mt. Michel

Unser nächstes Tagesziel war Mercy-Le-Haut. Von dort ging es weiter nach Challesville. Auf dieser Strecke gab es eigentlich keine besonderen Vorkommnisse. Nächster Stopp war Lemé. Doch diese Strecke sollte es in sich haben. Petrus meinte es an diesem Tag besonders gut mit uns, es war brutal heiß (abends um 20.00Uhr noch 36°C). Leider führte diese Etappe mitten durch Lotringen (d.h. durch "weites Land") und uns ging nach ca. 40km das Trinken aus. Wir fanden aber kein Geschäft, Brunnen oder sonst eine Möglichkeit an der wir unsere Flaschen hätten wieder auffüllen können. Ergebnis wir fuhren 55km ohne einen Schluck Wasser (ist wirklich niemand zu empfehlen, wir hatten beide schon Anzeichen von einem Hitzschlag)

 

Nach diesem Erlebnis ging uns auf der ganzen Tour niemehr das Wasser aus. Die Tour ging weiter über Herly - Poix de Picardie - Bourg Archat nach Caen. Bei Caen hatten wir Glück, den dort wurden wir um Haaresbreite in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt. Ein Auto kam auf einer Alleenstrasse ins Schleudern und kam keine 5 Meter vor uns an einem Baum zum stehen. Wir leisteten Erste-Hilfe und warteten noch auf die Polizei. Nachdem wir uns von diesem kleinen Schreck erholt hatten sahen wir dann aber auch noch nach 925 Km zum erstenmal auf unsere Tour das Meer. Es war ein erhebendes Gefühl.

 


kleine Stärkung


Eindrücke von Unterwegs

Von Caen ging es dann am nächsten Tag mit 130km auf unsere längste Etappe nach Mont St.Michel. Jeder der dort schon einmal war, wird mir bestättigen, das es schon ein bewegender Moment ist, wenn man sich diesem Kloster, das auf einer kleinen Felseninsel in einer Bucht gebaut worden ist, nähert. Wir hatten auch noch das Glück einen wunderschönen Sonnenuntergang dort mitzuerleben. Wir übernachteten am hiesigen Campingplatz und starteten am nächsten Morgen in Richtung St. Malo. Zugegeben mit einer Strecke von 47 km wahrlich keine große Leistung, aber uns steckte noch die Etappe vom Vortag in den Knochen und St. Malo ist eine so schöne Stadt, die man sich nicht endgehen lassen darf.

 

Da wir schon sehr früh in St.Malo ankamen hatten wir genügend Zeit uns die Stadt genaustens anzuschauen. Am Abend gönnten wir uns ein Essen mit Aussicht aufs Meer und ein schönes kaltes Bier. Von St.Malo ging es weiter nach St.Brieuc. Auf dieser Strecke, wie auch auf allen anderen wurden wir von starkem Gegenwind bekleidet, was uns auch später zum Motto dieser Tour "Gegen den Wind" veranlasste. Von St.Brieuc ging es weiter mitten durch die Bretagne nach Carhaix.


Pleiten, Pech und Pannen


Am Ziel der Atlantik

Von Carhaix fuhren wir morgens sehr früh los auf unsere letzte Etappe mit Endziel Pluguffan / Quimber. Es ging nochmals über einige "kleine Berge", die wir zwischendurch schon richtig "vermißt" hatten. Am späten Nachmittag kamen wir beide, überglücklich das wir die Tour geschafft hatten, in Pluguffan an. Wir wurden feierlich von unseren Freunden empfangen und hatten noch 6 wunderschöne und unvergeßliche Tage bei Uschi, Jose, Allain und Lisa. Wir fuhren noch an einige Sehenswürdigkeiten an der schroffen Küste, bevor wir uns dann leider wieder per Bahn auf den Heimweg nach Walldorf machen mußten....

 

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